In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Studierenden an den Hochschulen Europas deutlich gestiegen. In vielen Ländern galt lange Zeit die Aufnahme eines Hochschulstudiums als logischer nächster Schritt nach dem Schulabschluss, und für junge Menschen gab es darüber hinaus nur wenige andere Alternativen als den direkten Einstieg in einen Beruf. Während sich vielerorts mit wachsender Bedeutung der beruflichen Bildung und der Lehrlingsausbildung die Einstellung in jüngster Zeit verändert hat, verlangen immer noch viele Unternehmen und Organisationen, dass Bewerber einen Hochschulabschluss vorweisen können.
In einigen Branchen, insbesondere im wissenschaftlichen und medizinischen Bereich, sind die Anforderungen tatsächlich so, dass ein Hochschulabschluss zwingend erforderlich ist. Doch wie sieht es in den Branchen aus, in denen dies nicht der Fall ist? Könnte es sein, dass den Unternehmen unwissentlich die besten Bewerber entgehen, nur weil die betreffenden jungen Leute sich entschieden haben, nach der Schule nicht zu studieren, sondern gleich in den Beruf zu wechseln?
Ja, das könnte durchaus der Fall sein.
Erfahrungen aus der realen Arbeitswelt
Wer sich nach der Schule direkt für den Berufseinstieg entschieden hat, hat einem potenziellen Arbeitgeber genauso viel zu bieten wie ein Hochschulabsolvent – nur eben mit anderem Hintergrund. Bewerber, die nach der Schule den direkten Einstieg in den Beruf gewählt haben, verfügen zwar möglicherweise nicht über die neuesten fachlichen Kenntnisse, die ein Hochschulstudium vermittelt, doch haben sie meist einschlägige, zuweilen sogar mehrjährige Berufserfahrung, und diese Erfahrung aus der realen Arbeitswelt macht sich bezahlt, wenn es im Arbeitsalltag darauf ankommt. Oftmals bringen sie Kenntnisse der Branche, von Kunden, Verfahren und Konzepten mit, die frisch gebackenen Hochschulabsolventen fehlen.
Persönliche Kompetenzen
Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, Problemlösungsstrategien, Verhandlungsgeschick – die Arbeitswelt verlangt sehr viel mehr als nur praktische Kenntnisse. Sicherlich werden bestimmte Aspekte erfolgreicher Kommunikation und der Arbeit im Team auch im Studium vermittelt, doch erwerben die Berufstätigen solche persönlichen Kompetenzen oder „soft skills“ meist durch Erfahrung im Arbeitsalltag. Junge Arbeitnehmer lernen Verantwortung zu übernehmen, Arbeiten unter Zeitdruck auszuführen und Termine einzuhalten – Kompetenzen, die Studierende an den Hochschulen meist nicht in demselben Maß erwerben.
Arbeitserfahrung
Der Antritt der ersten Arbeitsstelle nach dem Studium bedeutet für viele Hochschulabsolventen einen Praxisschock. Sie müssen sich nicht nur in einer komplett neuen Umgebung zurechtfinden, sondern auch in einer völlig anderen Lebenswirklichkeit als an der Hochschule. Es kann also einige Zeit dauern, bis sie sich eingewöhnt haben und mit der Arbeitsweise und den Eigenarten ihrer Kollegen zurechtkommen.
Bewerbern, die statt eines Studiums Berufserfahrung gesammelt haben, fällt der Übergang meist leichter, weil sie die Arbeitswelt bereits kennen. Außerdem verfügen sie über Vorkenntnisse und können gleich im Betrieb eingesetzt werden, während Hochschulabsolventen meist erst noch eine Zeit lang eingearbeitet werden müssen.
Alle Optionen offenhalten
Das heißt natürlich keinesfalls, dass Unternehmen keine Hochschulabsolventen einstellen sollten – schließlich haben diese Arbeitgebern viel zu bieten, und auch die Zeit an der Hochschule vermittelt nützliche Erfahrungen. Wenn sie sich jedoch beide Optionen offenhalten und auch Bewerber in Betracht ziehen, die aus dem Arbeitsleben kommen, haben Unternehmen und Organisationen die Möglichkeit, frei zu entscheiden und die idealen Bewerber für ihre Anforderungen finden.
Qualifizierte Bewerber suchen auch einen attraktiven Arbeitsplatz – interessante Anregungen finden Sie hier:Fünf Tipps für die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze
Weitere Informationen:
Suche nach einem EURES-Berater
Lebens- und Arbeitsbedingungen in den EURES-Ländern
Stellensuche in der EURES-Datenbank
EURES-Dienstleistungen für Arbeitgeber
EURES-Veranstaltungskalender
Vorschau auf Online-Veranstaltungen
EURES auf Facebook
EURES auf Twitter
EURES auf LinkedIn
EURES auf Google+
Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 25. Oktober 2017
- Autoren
- Europäische Arbeitsbehörde | Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration
- Themen
- Geschäft /UnternehmertumRekrutierungstrendsJugend
- Verwandte(r) Abschnitt(e)
- Leben und Arbeiten
- Sektor
- Accomodation and food service activitiesActivities of extraterritorial organisations and bodiesActivities of households as employers, undifferentiated goods- and servicesAdministrative and support service activitiesAgriculture, forestry and fishingArts, entertainment and recreationConstructionEducationElectricity, gas, steam and air conditioning supplyFinancial and insurance activitiesHuman health and social work activitiesInformation and communicationManufacturingMining and quarryingOther service activitiesProfessional, scientific and technical activitiesPublic administration and defence; compulsory social securityReal estate activitiesTransportation and storageWater supply, sewerage, waste management and remediation activitiesWholesale and retail trade; repair of motor vehicles and motorcycles