Belgien liegt im Herzen Europas und ist ein aus Gemeinschaften (Flämische Gemeinschaft, Französische Gemeinschaft, Deutschsprachige Gemeinschaft) und Regionen (Flämische Region, Region Brüssel-Hauptstadt, Wallonische Region) bestehender föderaler Staat. Das bedeutet, dass sich in Belgien der Föderalstaat und die föderierten Einheiten die Macht- und Entscheidungsbefugnisse teilen. Die Zuständigkeitsbereiche und die Kompetenzen der Regierungen der verschiedenen föderierten Einheiten sind in der Verfassung festgelegt und gegeneinander abgegrenzt. Für den Bereich Beschäftigung und Arbeitsmarkt sind die Regierungen der Regionen und Gemeinschaften zuständig; daher gibt in Belgien vier verschiedene öffentliche Arbeitsverwaltungen. Für das Arbeitsrecht und die Lohnpolitik ist die Regierung des Föderalstaats zuständig.
Belgien ist (mit30 688 km2 Fläche) ein kleines, dicht bevölkertes Land: Am 1. Januar 2023 zählte Belgien 11 697 557 Einwohner, von denen 57,9 % in Flandern, 31,4 % in Wallonien, 10,4 % in der Region Brüssel-Hauptstadt und weniger als 1 % in der Deutschsprachigen Gemeinschaft wohnten.
Die belgische Wirtschaft hat sich angesichts einer Reihe von Schocks (Covid-19, Überschwemmungen, Energiekrise) im Großen und Ganzen als widerstandsfähig erwiesen, trotz des angespannten Arbeitsmarkts und einer Inflation über dem Durchschnitt der Eurozone. Die Arbeitslosenquote liegt stabil bei 5,7 %, die Beschäftigungsquote verzeichnet eine sehr moderate Aufwärtsentwicklung und liegt derzeit bei 72,1 %.
In Belgien ist der Großteil der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor angesiedelt. In den Top Ten sind ausschließlich Dienstleistungsunternehmen der Branchen Verkehr und Kommunikation, Finanzen und Vertrieb/Einzelhandel vertreten. Hierzu gehören unter anderen Bpost, die Banken BNP Paribas Fortis, ING Belgium und die KBC Bank, HR Rail, die Colruyt Group, Proximus, die Delhaize Group, Carrefour Belgique und Randstad. In Belgien gibt es nur wenige große Industrieunternehmen. Eines dieser Unternehmen, der Stahlriese Arcelor Mittal, ist größtenteils in Wallonien ansässig. Flandern beherbergt die Anlagen des Automobilherstellers Volvo Cars (in Gent) und die Region Brüssel ist Sitz von Audi (in Forest). Die pharmazeutische Industrie ist ein weiterer Sektor, der in der belgischen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt und viele Arbeitsplätze bietet.
Die belgische Wirtschaft ist stark tertiärisiert: der Dienstleistungssektor, auf den 68,8 % des BIP entfallen, beschäftigt die meisten Arbeitskräfte und ist der wichtigste Arbeitgeber. Den größten Anteil an Arbeitsplätzen im tertiären Sektor stellen Handel, Verkehr und Gastgewerbe, gefolgt von der öffentlichen Verwaltung, dem Bildungswesen und den Dienstleistungen für Unternehmen mit einem Anteil von 19 %. Die häufigsten Berufe in Belgien sind daher Büroangestellte sowohl für den öffentlichen als auch den privaten Sektor (allgemeine Aufgaben), Verkäufer in Geschäften, Haushaltshilfen, Reinigungskräfte in Büros, Hotels und anderen Einrichtungen sowie Lehrkräfte.
In Belgien pendeln viele Arbeitnehmer zur Arbeit von ihrem Wohnort in eine andere Region oder sogar ins angrenzende Ausland. Die wichtigsten Pendlerströme verlaufen von Flandern und Wallonien in die Region Brüssel-Hauptstadt, wo es mehr Arbeitsplätze als lokal vorhandene Arbeitskräfte gibt. In Belgien gibt es auch eine große Zahl von Grenzgängern, die von Flandern in die Niederlande, und von Wallonien ins Großherzogtum Luxemburg pendeln.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Portal Belgium.be – Offizielle Informationen und Dienste | |
Portal STATBEL – Belgien in Zahlen – Offizielle Informationen und Dienste | |
Bureau fédéral du Plan – Föderales Planungsbüro | https://www.plan.be/databases/PVarModal.php?VC=MLTEMP&DB=MLT&lang=nl&XT= |
Actiris – Informationen über den Arbeitsmarkt in der Region Brüssel-Hauptstadt | http://www.actiris.be/marchemp/tabid/179/language/fr-BE/Marche-de-l-emploi.aspx |
Arvastat – Statistiken der Arbeitsverwaltung Flandern | |
Forem – Arbeitsverwaltung Wallonien | |
Arbeitsmarktinformationen der Deutschsprachigen Gemeinschaft |
Die Zahl der offenen Stellen steigt in allen drei Regionen. Mit 67,3 % der Gesamtzahl der offenen Stellen in Belgien ist die Flämische Region nach wie vor die Region mit den meisten offenen Stellen im Land. Danach folgen die Wallonische Region mit 19,6 % und die Region Brüssel-Hauptstadt mit 13,07 %.
Mehr als drei Viertel der offenen Stellen entfallen auf fünf Bereiche: gemeinnütziger Sektor, Wissenschaft und Dienstleistungen, Industrie, Handel und Baugewerbe.
Die Zahl der offenen Stellen ist bei großen und mittleren Unternehmen höher als in kleinen Unternehmen, auch wenn die Quote freier Stellen bei kleinen Unternehmen höher ist.
Ebenso werden zwar mehr Stellen für Festanstellungen angeboten, aber die Quote freier Stellen ist bei Interimsstellen deutlich höher.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Portal – La Belgique en Chiffres (Belgien in Zahlen) | https://statbel.fgov.be/fr/themes/emploi-formation/marche-du-travail/emplois-vacants#figures https://statbel.fgov.be/nl/themas/werk-opleiding/arbeidsmarkt/vacatures… |
Region Brüssel-Hauptstadt | |
Flandern | |
Wallonien | https://www.leforem.be/chiffres-et-analyses-du-marche-de-l-emploi.html |
Deutschsprachige Gemeinschaft |
Angaben zu verfügbaren Arbeitskräften und Arbeitssuchenden finden Sie in den Veröffentlichungen der verschiedenen Regionen und öffentlichen Arbeitsmarktverwaltungen.
Anfang 2023 hatte Flandern 6 774 807 Einwohner. Nach wie vor wächst die Bevölkerung in Flandern weiter (+ 6,1 % im Vergleich zu 2013 und + 1,0 % im Vergleich zu 2022), wobei der weibliche Bevölkerungsanteil (50,5 %) etwas über dem der Männer (49,5 %) liegt.
Die Altersstruktur verändert sich aufgrund der Überalterung der Bevölkerung stark: Mit derzeit knapp 1 430 000 Personen im Alter von mindestens 65 Jahren liegt ihr Anteil bereits bei 21,1 % der Bevölkerung (18,9 % waren es im Jahr 2013). Seit 2016 übersteigt die Zahl der alten Menschen (mit einem Anteil von 19,4 % der Bevölkerung) die Zahl der jungen Menschen unter 18 Jahren. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (18- bis 64-Jährige) beläuft sich auf 4 030 000 Menschen, was einem Anstieg um 91 725 Personen seit 2013 entspricht. Aufgrund des anhaltend starken Wachstums der Erwerbsbevölkerung (bestehend aus Arbeitskräften und Arbeitsuchenden) bleibt die Arbeitslosigkeit strukturell auf einem hohen Niveau, selbst während eines längeren Zeitraums wirtschaftlichen Wachstums.
https://bestat.statbel.fgov.be/bestat/crosstable.xhtml?view=161080d2-d411-4e40-9a0f-a27db5e2b6e1
In Flandern haben 76,7 % der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren im Jahr 2022 einen Arbeitsplatz; lediglich 2,9 % der Erwerbsbevölkerung sind Arbeitsuchende. 21 % der Personen im erwerbsfähigen Alter haben keinen Arbeitsplatz (arbeitslose oder nicht erwerbstätige Personen). Hierbei handelt es sich insbesondere um (studierende) junge und (im Vorruhestand befindliche) ältere Menschen. Die für Belgien typische „Zitronenform“ der Alterspyramide der Beschäftigten mit einer hohen Beschäftigungsquote in der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen und einer niedrigen Beschäftigungsquote in den Altersgruppen unter 25 Jahren und über 55 Jahren findet sich auch in Flandern.
Infolge der Covid-19-Krise ist die Jugendarbeitslosigkeit in Flandern von 9,5 % im Jahr 2019 auf 11 % im Jahr 2022 gestiegen, liegt aber deutlich unter dem belgischen Durchschnitt. Die Zahl der jungen Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen und lag 2022 noch bei 4,9 % und damit auf dem niedrigsten Stand seit der Messung dieses Indikators.
Bezüglich der wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren steht Flandern innerhalb der Europäischen Union im Großen und Ganzen recht gut da. Ein Schwachpunkt ist jedoch die sehr niedrige Erwerbsquote der sogenannten benachteiligten Gruppen. Diese setzen sich in erster Linie aus Geringqualifizierten zusammen, von denen sich nur gut die Hälfte (2022 waren es 51,3 % der 25- bis 64-Jährigen) in einem Beschäftigungsverhältnis befinden. Aber auch unter der Gruppe der über 55-Jährigen (59,4 % der 55- bis 64-Jährigen im Jahr 2022), den Zuwanderern (62,7 % der 20- bis 64-Jährigen im Jahr 2022, die nicht in einem Land der EU der 28 zur Welt gekommen sind) und den Arbeitnehmern mit Behinderung (46,5 % der 20- bis 64-Jährigen im Jahr 2022) ist die Beschäftigungsquote viel zu niedrig. Allerdings ist die Beschäftigungsquote der über 55-Jährigen in den letzten Jahren stark gestiegen, und Flandern hat dank des soliden Anstiegs in den Vorjahren das Ziel von 50 % bereits im Jahr 2020 erreicht.
Da in Flandern vergleichsweise mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen als in den anderen Regionen, pendeln relativ wenige Flamen nach Wallonien oder ins Ausland. Die stärkste Pendlerbewegung aus Flandern geht in Richtung der Region Brüssel-Hauptstadt, wo knapp 9,1 % der Flamen arbeiten. Weitere 2,5 % pendeln nach Wallonien oder ins Ausland (Stand: 2019).
Auch in Flandern hat in den letzten zehn Jahren eine massive Deindustrialisierung stattgefunden; seit den 1980er Jahren ist ein Viertel der Industriearbeitsplätze verloren gegangen. Im Jahr 2020 entfiel nur noch knapp 21 % der Gesamtbeschäftigung auf die Industrie (einschließlich Baugewerbe). Deshalb finden sich kaum noch Industriebetriebe unter den größten Arbeitgebern. Mit mehr als 7 000 Beschäftigten ist Volvo Cars in Gent der größte industrielle Arbeitgeber in Flandern. Gefolgt von Anheuser-Busch InBev, der weltweit größten Bierbrauerei, mit mehr als 3 200 Beschäftigten in Belgien. Danach folgt Van Hool in Lier, der belgische Hersteller von Reisebussen und Nutzfahrzeugen, der in Flandern und in Mazedonien mehr als 4 500 Menschen beschäftigt.
Die wichtigsten Arbeitgeber sind Dienstleistungsunternehmen aus den Bereichen Verkehr und Kommunikation (SNCB, Bpost und Belgacom), Finanzen (Großbanken) und Einzelhandel (große Supermarktketten wie Colruyt, Delhaize und Carrefour). Der Anteil der privaten Dienstleistungen an der Gesamtbeschäftigung liegt 2020 bei 47 %, der Anteil der öffentlichen und öffentlich geförderten Dienstleistungen bei 31 %.
Aufgrund der sektoralen Verlagerung von der Industrie hin zu Dienstleistungen, des technischen Fortschritts und der Globalisierung hat sich auch die Qualifikationsstruktur der Arbeitsplätze stark verändert. Die Zahl der Arbeitsplätze für Hochqualifizierte stiegt weiter an und verdrängt Arbeitsplätze für mittlere Qualifikationen. Im Jahr 2021 hat der Anteil der hochqualifizierten Arbeitsplätze in Flandern bereits 49,5 % der Gesamtbeschäftigung erreicht. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Führungsaufgaben, akademische oder wissenschaftliche Berufe im Bildungswesen, im Bereich unternehmensbezogene Dienstleistungen, Dienstleistungen im IT-Bereich und Tätigkeiten im Gesundheitsbereich.
Arbeitsplätze für mittlere Qualifikationen machen noch einen Anteil von 41,7 % aus. Eine rückläufige Entwicklung war vor allem bei Produktionsarbeitern in der Industrie und Verwaltungsangestellten zu verzeichnen. Der Anteil der Arbeitsplätze für Geringqualifizierte, im Wesentlichen Arbeitsplätze für Instandhaltungs- und Reinigungspersonal, ist auf 8,8 % zurückgegangen; aufgrund der Beschäftigung im Rahmen von Dienstleistungsgutscheinen hat aber bei letzteren eine Aufwärtsentwicklung eingesetzt.
Infolge der Covid-19-Krise ist die Zahl der der VDAB (Arbeitsverwaltung Flandern) gemeldeten Stellenangebote (Stellen des ersten Arbeitsmarktes, ohne Leiharbeit) im Laufe des Jahres 2020 stark zurückgegangen. Seitdem hat sich der Stellenmarkt gut erholt, doch ist seit Herbst 2022 aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.
Im Juni 2023 wurden der VDAB im Rahmen des normalen Wirtschaftskreislaufs ohne Leiharbeit (NECzU, ohne offene Stellen von Rekrutierungs- und Abwerbungsbüros) 30 019 offene Stellen direkt angezeigt. Dies ist für einen Monat Juni schon eine hohe Zahl; im Vergleich zu Juni 2022 bedeutet sie aber einen Rückgang von 14 %.
In den letzten 12 Monaten (Juli 2022 bis Juni 2023) wurden der VDAB 349 617 offene Stellen angezeigt; das sind 14 % weniger als im Zwölfmonatszeitraum davor, was jedoch im Hinblick auf das noch geringe Wachstum und die unsichere Konjunktur kein schlechtes Ergebnis ist.
Viele Sektoren verzeichneten in den letzten zwölf Monaten einen deutlichen Rückgang der offenen Stellen gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der größte Rückgang ist in Industriesektoren wie Metallurgie, Lebensmittel und Getränke, Chemie und Textilien eingetreten. Dagegen hält sich der Bausektor mit einem sehr geringen Stellenrückgang gut.
Auch in den Sektoren der Erbringung von Dienstleistungen für Privatpersonen hat die Zahl der offenen Stellen deutlich abgenommen, insbesondere im Groß- und Einzelhandel, in den Bereichen Verkehr, Logistik und Postdienstleistungen sowie in den Bereichen Gastronomie und Tourismus. Nur der Finanzsektor verzeichnete einen starken Anstieg, während der umfangreiche IT-, Medien- und Telekommunikationssektor stabil blieb.
Und schließlich ist in allen wichtigen subventionierten Sektoren wie öffentlicher Dienstleistungssektor, Bildungswesen, Gesundheit und Sozialwesen ein Rückgang der Zahl der offenen Stellen zu verzeichnen.
Offenbar hat sich in der Covid-19-Krise kaum etwas an den strukturellen Ungleichgewichten des Arbeitsmarktes geändert. Es ist schwer vorherzusagen, welche Auswirkungen die derzeitigen Krisen auf die zukünftige Personalbeschaffung haben werden, aber im Moment scheint sich die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt definitiv nicht verbessert zu haben.
Aus der jährlichen Erhebung der VDAB über Mangelberufe geht hervor, dass sehr schwer vorherzusagen ist, in welchem Maß sich die Folgen der konjunkturellen Unsicherheit vorübergehend bzw. langfristig auf die Suche nach Personal auswirken werden. Die Liste der Mangelberufe 2022 wird im Jahr 2022 noch länger.
Die „klassischen“ Mangelberufe haben sich auch im Jahr 2022 kaum verändert. Pflege, Bau, Technologie und IT sind auch weiterhin die Branchen mit vielen Mangelberufen. Die Suche nach technischem Personal ist für viele Arbeitgeber nach wie vor schwierig. Der Arbeitskräftemangel wirft auch im Gesundheits- und Sozialwesen große Probleme auf. Zusätzlich zu diesen Berufen mit hartnäckigem Arbeitskräftemangel gibt es eine Reihe neuer Mangelberufe im Jahr 2022, die ihren Ursprung eher in der großen Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Arbeitgeber und denen der Bewerber haben.
Krankenpflegepersonal ist immer noch am schwierigsten zu finden, selbst nach der Zeit der Gesundheitskrise. Aber auch die Suche nach technischem Personal ist für viele Arbeitgeber nach wie vor schwierig. Die Hälfte der Top 10 der Mangelberufe betrifft einen technischen Beruf: vom Techniker für Industrieanlagen über den Bauleiter bis hin zum Instandhaltungstechniker. Andere Mangelberufe in den Top 10 sind Klassiker wie LKW-Fahrer und Arbeiter für dem Obstanbau. Reinigungskräfte in Privathaushalten und Wirtschaftsprüfer sind ebenfalls seit Jahren Mangelberufe.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
VDAB-Bericht über Mangelberufe | https://www.vdab.be/sites/default/files/media/files/Knelpuntberoepen202… |
Ende Juni 2023 gab es in Flandern 192 853 nicht beschäftigte Arbeitslose, was einem Anstieg um 11,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die aktuelle Zahl liegt aber niedriger als im Juni 2019 (vor der Covid-19-Krise), als die VDAB 197 277 nicht beschäftigte Arbeitsuchende zählte. Diese Zahlen beziehen sich nur auf nicht beschäftigte Arbeitsuchende und nicht auf Personen, die vorübergehend arbeitslos sind.
Trotz der deutlichen wirtschaftlichen Erholung nach der COVID-19-Pandemie sind viele Arbeitsplätze verloren gegangen, insbesondere in der Industrie und im Baugewerbe, was sich auch stark in den Arbeitslosenzahlen widerspiegelt. In Flandern waren vor allem Verkaufspersonal (27 900), aber auch Produktionsarbeiter aus verschiedenen Branchen (30 400) im Juni 2023 auf Arbeitssuche. Weitere wichtige Berufsgruppen mit einer hohen Arbeitslosenquote sind Lagerarbeiter, Be- und Entlader und Verpacker (22 200), allgemeines Verwaltungspersonal (19 600), Reinigungs- und Wartungspersonal (22 600), Bauarbeiter und Bautechniker (11 700), Arbeitskräfte im Gastgewerbe (17 300), spezialisiertes Verwaltungspersonal (13 000) und Kraftfahrer (10 500).
Diese Liste zeigt, dass es in einigen gering qualifizierten Berufsgruppen eine sehr große Arbeitskraftreserve gibt, insbesondere in den Bereichen Logistik, Verkauf, Gastgewerbe, Reinigungspersonal und Transport.
Gleichwohl besteht auch bei (hoch) qualifizierten Berufsgruppen ein Arbeitskräftereservoir, das in der Regel aber sehr viel kleiner ist. Beispiele hierfür sind IT- und IKT-Personal (4 400 Arbeitsuchende), Führungskräfte (6 800), technische Leiter (1 900), Spezialisten für Wissensmanagement und Kommunikation (2 700) sowie Krankenpflegepersonal (7 900). Obwohl es sich um mehrere Tausend Arbeitsuchende handelt, reicht diese Reserve in der Regel nicht aus, um die zahlreichen offenen Stellen in Wachstumssektoren, in denen stark rekrutiert wird, zu besetzen. Dies ist unter anderem der Fall bei IKT-Berufen und bei Krankenpflegepersonal, die zu den wichtigsten Mangelberufen gehören. Außerdem kommen nicht alle Arbeitsuchenden für die freien Stellen in Betracht, da ihr Profil nicht immer den Anforderungen entspricht.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Bericht der VDAB zu Arbeitsuchenden | https://www.vdab.be/sites/default/files/media/files/werkzoekendenberich… |
VDAB, Arvastat | https://arvastat.vdab.be/arvastat_detailtabellen_werkloosheid.html |
Im Jahr 2021 wies die Region Brüssel-Hauptstadt (RBC) 795 647 Arbeitsplätze auf (ein Anstieg um 5,5 % gegenüber dem Jahr 2020). Daher ist Brüssel die wichtigste Arbeitsmarktregion des Landes. Die Hauptstadt übt eine starke Anziehungskraft auf Arbeitsuchende aus. Ein Großteil der Stellen ist nicht mit Einwohnern der Hauptstadt besetzt: 2021 waren nur 49,4 % der Arbeitsplätze mit Einwohnern und 50,6 % mit Pendlern besetzt (32,6 % kamen aus Flandern und 18,1 % aus Wallonien). Dagegen arbeiten 16,2 % der Brüsseler (76 435 Personen) außerhalb Brüssels (69 % in Flandern und 31,1 % in Wallonien).
Die Region Brüssel-Hauptstadt hat darüber hinaus eine ganz eigene Demografie. Von den drei Regionen Belgiens wächst die Bevölkerung der Region Brüssel-Hauptstadt tatsächlich am schnellsten. Angesichts der Alterung der europäischen Bevölkerung bedeutet diese demografische Entwicklung sowohl eine Herausforderung für die Region als auch einen Vorteil für die Zukunft der Brüsseler Wirtschaft.
Außerdem zieht Brüssel als Sitz internationaler Einrichtungen (Europäische Union, NATO usw.) und aufgrund seines Hauptstadtstatus (und somit als erste Zugangsmöglichkeit für die internationale Einwanderung) Arbeitnehmer aus ganz Europa, aber auch Nicht-EU-Bürger an. Damit hat sich der kosmopolitische Charakter der Stadt Brüssel durch die hohe Konzentration ausländischer Menschen (mehr als 70 % sind ausländischer Herkunft) weiter verstärkt.
Mit einem Anteil von 91 % an der Gesamtbeschäftigung dominiert der Dienstleistungssektor die Brüsseler Wirtschaft. Die Beschäftigungsstruktur nach Wirtschaftsbereichen zeigt, dass in der Region Brüssel-Hauptstadt 14,7 % der Arbeitsplätze in der öffentlichen Verwaltung angesiedelt sind, gefolgt von den Bereichen Gesundheit und Sozialwesen mit 11 %, Bildungswesen (9 %), Handel (7,7 %), sowie der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (7,5 %). Auf diese fünf Wirtschaftsbereiche entfallen zusammen 49,9 % der bezahlten Arbeitsplätze in Brüssel. Außerdem hat die Präsenz internationaler Einrichtungen, insbesondere der Europäischen Union, in großer Zahl Unternehmen angezogen, die Dienstleistungen für diese Einrichtungen erbringen.
Auf dem Brüsseler Arbeitsmarkt werden hohe Qualifikationsanforderungen gestellt. Im Jahr 2021 waren 65,2 % der Brüsseler Arbeitsplätze mit hoch qualifizierten Arbeitskräften (Absolventen einer Ausbildung auf Hochschul- oder Fachhochschulniveau) besetzt; für Belgien insgesamt beläuft sich dieser Anteil auf etwa 47 %.
Wie in vielen großen städtischen Ballungsräumen besteht in der Region Brüssel-Hauptstadt eine paradoxe Situation: Sie ist bezogen auf das BIP eine der reichsten Regionen Europas, aber gleichzeitig herrscht hohe Arbeitslosigkeit und viel Armut. Die Arbeitslosenquote in der Region Brüssel-Hauptstadt ist höher als in den beiden anderen Regionen und liegt über dem europäischen Durchschnitt.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Actiris | |
Statistische Zahlen von Actiris | |
Institut Bruxellois de Statistique et d‘Analyse (Brüsseler Institut für Statistik und Analyse) | |
Portail de la Région de Bruxelles-Capitale (Portal der Region Brüssel-Hauptstadt) | http://be.brussels/a-propos-de-la-region/bruxelles-internationale?set_language=fr |
Beschäftigungsmöglichkeiten nach Wirtschaftstätigkeiten.
Die am stärksten vertretenen Wirtschaftstätigkeiten in den 67 911 Stellenangeboten, die Actiris in den letzten zwölf Monaten (Stand: September 2023) erhalten hat:
- Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen; 35,4 %
- Öffentliche Verwaltung und Verteidigung; 13,5 %
- Gesundheits- und Sozialwesen; 9,6 %
- Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen; 6,8 %
- Bildung; 6,1 %
- Verkehr und Lagerei; 5,4 %
- Groß- und Einzelhandel; 4,8 %
- Gastgewerbe; 4,5 %
- Tätigkeiten von Vereinigungen und Erbringung von sonstigen persönlichen Dienstleistungen; 2,9 %
- Baugewerbe; 2,8 %
- Sonstige Wirtschaftstätigkeiten; 8,0 %
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Actiris nur einen Teil der Stellenangebote in Brüssel erhält. Diese ermöglichen zwar die Erfassung von Volumen und Trends, spiegeln aber nicht die gesamte Nachfrage der Brüsseler Unternehmen nach Arbeitskräften wider.
Vview.brussels erstellt eine Liste der so genannten kritischen beruflichen Tätigkeiten, in denen nicht alle freien Stellen besetzt werden können, und analysiert die Faktoren, die der angespannten Lage auf dem Brüsseler Arbeitsmarkt zugrunde liegen.
Im Jahr 2022 wurden in der Region Brüssel-Hauptstadt 1 082 kritische berufliche Tätigkeiten in zahlreichen Branchen ermittelt.
Die Liste und die Analyse (2021) der 2022 ermittelten kritischen beruflichen Tätigkeiten finden Sie hier:
- https://www.actiris.brussels/media/1gnbvg0c/2023-06-liste-fc_compressed-h-900E4A7F.pdf
- https://www.actiris.brussels/media/2kvdeo44/2022-12-view-brussels-les-fonctions-critiques_compressed-h-04952FA6.pdf
Weitere Informationen finden Sie unter:
Da die Wirtschaft in Brüssel maßgeblich vom Dienstleistungssektor geprägt ist, bietet sie gute Aussichten für Arbeitskräfte in Dienstleistungsberufen.
Für geringqualifizierte Arbeitssuchende wird es hingegen immer schwieriger, in der Region Brüssel-Hauptstadt einen Arbeitsplatz zu finden, insbesondere dann, wenn sie nur über begrenzte Sprachkenntnisse verfügen. Da die Region zweisprachig ist, werden hohe Anforderungen an die Sprachkenntnisse der Arbeitnehmer gestellt. Nicht selten werden auch Englischkenntnisse verlangt, da Brüssel der Sitz wichtiger internationaler Einrichtungen ist (z. B. NATO, Europäische Union).
Ende September 2023 gab es in Brüssel 91 088 Arbeitsuchende, was einer Arbeitslosenquote von 15,0 % entspricht.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Branchen mit dem höchsten Anteil an Stellensuchenden.
Anzahl der Arbeitsuchenden nach Branchen | % der Gesamtzahl |
A. Verwaltung (Angestellte, Sekretariat usw.) | 15 |
C. Kunstgewerbe – Handwerk | 8 |
E. Handel und Vertrieb | 10 |
F. Baugewerbe | 5,5 |
J. Gastgewerbe, Lebensmittel | 10 |
S. Medizinischer Bereich und Gesundheitsfachberufe | 4,5 |
U. Psychosozialer Bereich, Kultur, Freizeit, Sport | 4,5 |
W. Sicherheit, Reinigungsgewerbe, Umwelt | 14,5 |
Y. Transport, Lagerei, Verpackung usw. (Logistik) | 11 |
Die höchsten Anteile finden sich somit in den Bereichen „Verwaltung“, „Sicherheit, Reinigungsgewerbe, Umwelt“ und „Transport, Lagerei, Verpackung usw.“.
40 % der bei Actiris registrierten Arbeitsuchenden suchen einen Arbeitsplatz in diesen drei Branchen.
Die im Jahr 2022 beobachtete positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt setzte sich 2023 nicht fort: das gilt vor allem für Wallonien, wo die beiden wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren schlechter sind als der europäische Durchschnitt. Am Ende des zweiten Quartals 2023 liegt die Arbeitslosenquote in der französischsprachigen Region Wallonien bei 8,8 % und die Beschäftigungsquote bei 65 %.
Bei den meisten Arbeitsplätzen in Wallonien handelt es sich um abhängige Beschäftigungsverhältnisse (mehr als 85 %). Ende Juni 2023 hatten 1 212 576 Personen mit Wohnsitz in Wallonien eine bezahlte Beschäftigung in Belgien. Die Branchen mit den meisten Arbeitsplätzen sind: öffentliche Verwaltung, Bildung, Gesundheits- und Sozialwesen, Groß- und Einzelhandel, Baugewerbe und Verkehr.
Wallonien unterscheidet sich insofern von den beiden anderen Regionen, als seine Bewohner eher im Ausland arbeiten. 69 % der im Ausland arbeitenden belgischen Grenzgänger leben in Wallonien. 60 985 Wallonen pendeln zum Arbeiten über die Grenze (Stand. 30. Juni 2022): 46 497 Personen (76 %) in das Großherzogtum Luxemburg, 7 222 Personen (12 %) nach Frankreich und 6 290 Personen (10 %) nach Deutschland.
Ende Dezember 2021 waren 90 601 Unternehmen mit mindestens einem Beschäftigten in Wallonien ansässig. 25 % von ihnen haben ihren Sitz in folgenden Städten: Lüttich (Liège/Luik), Charleroi, Namur, Mons (Bergen), Tournai (Doornik) und La Louvière. Die überwiegende Mehrheit (88,5 %) beschäftigt weniger als 20 Arbeitnehmer. Nur 2 % dieser Unternehmen beschäftigen mehr als 100 Arbeitnehmer.
36,8 % der Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten sind im Handel und im Gastgewerbe tätig. Bei Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten überwiegt der öffentliche Sektor. Bei den kleineren lokalen Unternehmen sind die Branchen Landwirtschaft, Baugewerbe und Erbringung sonstiger Dienstleistungen stärker vertreten, während die Industrie bei den größeren Unternehmen stark vertreten ist.
Wallonien gehört in den folgenden Sektoren zu den weltweiten Marktführern: Stahlindustrie, Stahlbau, Hydraulik, Glasindustrie und Schwerchemie. Daneben entsteht eine neue Generation von Unternehmen, die auf Sektoren mit hoher Wertschöpfung ausgerichtet sind und die Unterstützung privater oder universitärer Forschungszentren und einer intensiven FuE-Tätigkeit nutzen. In Wallonien haben sich sechs Sektoren als Wettbewerbszentren etabliert, die Teil des regionalen Wirtschaftsentwicklungsplans sind.
- Luft- und Raumfahrt (Skywin)
- Biowissenschaften (Biowin)
- Transport und Logistik (Logistics in Wallonia)
- Agro-Industrie (Wagralim)
- Feinmechanik und Nanotechnologie (Mecatech)
- Grüne Chemie und nachhaltige Materialien (Greenwin).
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Forem (Arbeitsverwaltung Wallonien) | |
Forem – Zahlen und Analyse | |
StatBel (statistisches Amt Belgien) – freie Stellen | https://statbel.fgov.be/fr/themes/emploi-formation/marche-du-travail/emplois-vacants |
StatBel (statistisches Amt Belgien) – Beschäftigung und Arbeitslosigkeit | https://statbel.fgov.be/fr/themes/emploi-formation/marche-du-travail/emploi-et-chômage |
Iweps (statistisches Amt Wallonien) |
Im Verlauf des zweiten Quartals 2023 machte Le Forem (Arbeitsverwaltung der Region Wallonien) 102 262 offene Stellen bekannt. Die meisten dieser offenen Stellen betrafen die Bereiche Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, öffentliche Verwaltung, Baugewerbe und verarbeitendes Gewerbe.
Trotz einer großen Arbeitskräftereserve (Ende Juni 2023 verzeichnete Wallonien 207 204 nicht beschäftigte Arbeitsuchende) haben manche Unternehmen Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen in bestimmten Berufen oder Tätigkeiten zu besetzen. Seit 1999 veröffentlicht Le Forem eine Analyse der offenen Stellen und erstellt auf dieser Grundlage eine Liste der schwer zu besetzenden (kritischen) beruflichen Tätigkeiten und Mangelberufe (Berufe mit Arbeitskräftemangel). Die Liste für 2023 (auf Grundlage der Daten von 2022) enthält 158 Berufe, bei denen es Rekrutierungsprobleme gibt, darunter 66 kritische berufliche Tätigkeiten, bei denen die Arbeitgeber angeben, dass sie schwer zu besetzen sind, und 92 Mangelberufe, bei denen ein Mangel an Bewerbern herrscht.
Der Bausektor bleibt mit 56 Berufen der auf der Liste am stärksten vertretene Sektor.
Bei mehreren beruflichen Tätigkeiten sind eher strukturelle Rekrutierungsprobleme zu verzeichnen, da diese Schwierigkeiten bereits länger andauern. In einigen dieser Berufe gibt es eine große Zahl von Arbeitnehmern, die bald in den Ruhestand gehen werden und in den kommenden Jahren möglicherweise nicht ersetzt werden können. Tatsächlich sind bei 44** der 158 beruflichen Tätigkeiten auf dieser Liste mindestens 30 % der Beschäftigten 50 Jahre oder älter. Dies gilt insbesondere für die Berufe LKW-Fahrer/in, Krankenpfleger/in oder Dachdecker/in.
https://www.leforem.be/documents/chiffres-et-analyses/analyse-liste2023-fonctions-critiques.pdf
Links:
Ende Juni 2023 gab es in Wallonien 207 204 nicht beschäftigte Arbeitsuchende. 52 % davon waren Männer und 48 % Frauen; 18 % sind unter 25 und 25 % über 50 Jahre alt. Bei 43 % liegt das Bildungsniveau unter dem Abschluss des Sekundarbereichs II.
Geografisch gesehen entfallen die meisten Arbeitsuchenden auf die Region Lüttich (Liège) und den Hennegau (Hainaut). In den Provinzen Wallonisch-Brabant und Luxemburg ist der Anteil der Arbeitsuchenden am niedrigsten.
Die meisten Arbeitsuchenden werden im Tertiärsektor (Handel, Immobilien und unternehmensbezogene Dienstleistungen, Gastgewerbe) und im Quartärsektor (Gesundheit und Sozialwesen, öffentliche und persönliche Dienstleistungen, Bildung) registriert.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
forem: Arbeitsmarkt – Zahlen und Analysen |
Am 1. Januar 2020 hatte die Deutschsprachige Gemeinschaft (DG) 77 949 Einwohner. Sie umfasst eine Fläche von 853,64 km², die auf dem Gebiet der belgischen Ostkantone liegt (daher die Bezeichnung „Ostbelgien“ im Deutschen). Derzeit machen junge Menschen unter 20 und ältere Menschen über 70 je ein Fünftel der Bevölkerung aus. Den jüngsten Prognosen zufolge wird die Gesamtbevölkerung bis 2030 nur leicht zunehmen (+ 2,1 %) und ab 2029 sogar abnehmen.
Der Begriff „Erwerbsbevölkerung“ bezeichnet alle Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren, die arbeiten oder eine Arbeit suchen. Im Jahr 2017 (letzte verfügbare Zahlen) umfasste die so definierte Erwerbsbevölkerung33 955 Personen, von denen 31 393 eine berufliche Tätigkeit in abhängiger Beschäftigung oder als Selbstständige ausübten.
In den Jahren 2009 und 2010 führte die Wirtschaftskrise zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit (um 13,05 %). Erst 2015 war wieder ein deutlicher Rückgang (um 5,22 %) zu verzeichnen. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit kontinuierlich gesunken. Männer wie Frauen, unter 25- und über 50-Jährige, Langzeitarbeitslose und sogenannte Unterqualifizierte konnten gleichermaßen von einem Rückgang der Arbeitslosigkeit, die jetzt bei 7 % liegt, profitieren. Allerdings hat die Zahl der Arbeitsuchenden, die nicht EU-Bürger sind, im selben Zeitraum um 3,9 % zugenommen.
Menschen im Alter von über 50 Jahren sind besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen: sie machen mehr als ein Drittel der Gesamtzahl der Arbeitsuchenden aus. Ihre Zahl hat sich in den letzten vierzehn Jahren vervierfacht. Im Jahr 2017 übten dennoch 92 % der über 50-Jährigen Erwerbstätigen eine Berufstätigkeit aus.
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist die Jugendarbeitslosenquote (d. h. bei unter 25-Jährigen) mit 10,6 % im Vergleich zum belgischen Durchschnitt (15,8 %) relativ niedrig.
Ende April 2021 hatte etwas mehr als die Hälfte der Arbeitsuchenden einen Abschluss des Sekundarbereichs, während knapp ein Fünftel der Arbeitsuchenden lediglich den Abschluss der 6-jährigen Primarschulbildung besaß. Mit 8 % waren die Arbeitsuchenden, die eine duale Ausbildung erfolgreich durchlaufen hatten, fast ebenso zahlreich wie die Arbeitsuchenden mit einem Abschluss des Sekundarbereichs II, den sie an einer Hochschule oder an einer Universität erworben hatten (13 %). Der Anteil der unterqualifizierten jungen Menschen an der Gesamtzahl der Arbeitsuchenden ist kontinuierlich gestiegen, während der Anteil der hochqualifizierten jungen Menschen kontinuierlich sinkt.
Seit 2009 gibt es mehr Arbeitsuchende mit einem Abschluss des Sekundarbereichs II als Arbeitsuchende, die lediglich den Abschluss der Primarbildung erreicht haben. Das zeigt einerseits, dass das Bildungsniveau in der Gesellschaft gestiegen ist, andererseits aber auch, dass für den Arbeitsmarkteinstieg ein höheres Mindestniveau verlangt wird.
Dank der Zweisprachigkeit eines Großteils der Bevölkerung und der günstigen geografischen Lage der Region (in direkter Nachbarschaft der Französischen Gemeinschaft, Deutschlands, Luxemburgs und der Niederlande) gibt es in der Deutschsprachigen Gemeinschaft umfangreiche Pendlerströme: Die Zahl der belgischen Arbeitskräfte, die in Luxemburg arbeiten, nimmt kontinuierlich zu und ist 2018 auf 4 080 Personen gestiegen. Die Zahl der belgischen Einwohner, die in Deutschland arbeiten, ist hingegen seit 2007 rückläufig: Während damals 6 684 Personen täglich über die Grenze pendelten, waren es 2019 nur noch 5 888.
Den letzten Zahlen von 2018 zufolge beschäftigen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft derzeit 2 243 Arbeitgeber insgesamt 22 683 Arbeitnehmer. Die Sektoren mit den meisten Beschäftigten sind das verarbeitende Gewerbe (22 %), das Gesundheits- und Sozialwesen (14 %), der Handel (13 %), das Bildungswesen (11 %) sowie der Bereich Kommunikation und Finanzdienstleistungen (11 %).
Für die Unternehmen ist die Bilanz zwischen 2008 und 2018 insgesamt positiv geblieben (+ 7,2 %).
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft | |
Wirtschafts- und Sozialrat der Deutschsprachigen Gemeinschaft Jährliche sozioökonomische Studie | http://wsr-dg.be/wp-content/uploads/wirtschafts-und-sozialbericht-aktualisierte-fassung-2019.pdf |
In der Liste der Ausbildungsgänge, die auf die Arbeit in einem der Mangelberufe der Deutschsprachigen Gemeinschaft vorbereiten, wurden in den Jahren 2020 und 2021 folgende Berufe genannt:
Ingenieur, Krankenpfleger, Pflegehelfer, Lehrer für die Unterstufe und die Oberstufe der Sekundarschule, Grundschullehrer, Technischer Zeichner, Techniker (Bachelor), Buchhalter, Sozialarbeiter, Erzieher (A1), Informatiker, Verwaltungsleiter, polyvalenter Büroangestellter, Lohnbuchhalter, Fachkraft im Speditionsbereich, Kraftfahrer, Werkzeugmaschinenführer, Dreher, Schlosser, Monteur, Sanitär- und Heizungsinstallateur, Schweißer, Elektriker, Elektromechaniker, Zimmermann, Tischler, Anstreicher und Tapezierer, Maurer und Fliesenleger, Dachdecker, Bäcker, Metzger, Baumaschinenführer, Koch und Küchenpersonal, Personal im Gaststättengewerbe.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Stellenangebote (Jobportal): | |
Berufsausbildung | http://www.adg.be/de/desktopdefault.aspx/tabid-5319/9251_read-62647/ |
Ein großer Teil der 2015 verfügbaren Arbeitskräfte kommt aus Berufen im Handel oder im Reparaturbereich (11 %). 8 % der Stellensuchenden haben im Gesundheits-, Veterinär- oder Sozialwesen gearbeitet, weitere 8 % im Bereich öffentliche oder private Dienstleistungen. Der Anteil der Personen, die einen Beruf im Baugewerbe ausgeübt haben, an der Gesamtzahl der Arbeitsuchenden beträgt 6 %, dicht gefolgt von Berufen in der Telekommunikationsbranche und im Transportwesen (5 %) sowie in den Bereichen Immobilien, Vermietung und Dienstleistungen für Unternehmen (5 %). Außerdem hat ein Teil der Arbeitsuchenden im Gastgewerbe (5 %) oder im Bereich öffentliche Verwaltung, Verteidigung oder Sozialversicherung (5 %) gearbeitet.
Im Jahr 2018 waren 20 % der Arbeitsuchenden auf der Suche nach manueller Arbeit, während 14 % einen Arbeitsplatz im Verkauf oder in einem Büro suchten. 8 % der Arbeitsuchenden waren auf der Suche nach einer Beschäftigung im Reinigungs- oder Gastgewerbe, während 5 % eine berufliche Laufbahn im Gesundheits- oder Pflegebereich anstrebten.
Links:
Name/Bezeichnung | URL |
Analyse des Arbeitsmarkts und seiner Perspektiven in einer Studie im Rahmen des Integrierten Systems zur Arbeitsmarkt- und Qualifikationsforschung (ISAQ) | http://wsr-dg.be/wp-content/uploads/wsb-2019-konkurse-stellenanzeigen.pdf |
Analyse der Arbeitslosenzahlen in Ostbelgien |